Sonntag, 19. Februar 2023

Projekt: Über clowneske Wege zum Lachen der Kinder

 

Projekt "Über clowneske Wege zum Lachen der Kinder"

 "Über clowneske Wege zum Lachen der Kinder" - ein vom Programm Neustart Junges Publikum gefördertes Projekt von Assitej e.V.

Bilder vom Projekt







Bericht

Dieses Projekt beschäftigte sich mit mehreren Fragen:

„Welche Funktion hat der Clown für sein Kinderpublikum?“
„Wie wird ein Clown/Clownin vom Publikum wahrgenommen?“
„Was wird von ihm/ihr erwartet?“
„Welche clownesken Spielweisen werden deutschlandweit praktiziert?“

Neben der Beantwortung, zumindest Näherung der Fragen, war der Austausch untereinander ein wesentlicher Baustein dieses Projektes, aber vor allem, das war das Hauptanliegen: das Schaffen von glückseligen Momenten bei unserer Zielgruppe, den Kindern. Weiterhin war der Austausch darüber welche Spielweisen die verschiedenen Clown-Figuren praktizieren und wie gleich und unterschiedlich diese in den Regionen aufgenommen werden, wesentlich. Während der Radius unseres Projektes auf Mitteldeutschland und Berlin begrenzt blieb, so war doch die Vielfalt der Erscheinungs- und Spielweisen enorm. Die Zielsetzung jedoch, die, so unterschiedlich die clownesken Mittel dabei waren, war jedoch bei allen mindestens ähnlich: die Kinder sollten glücklich gemacht werden, sie sollten zum Lachen gebracht werden. Zunächst widmen wir uns den eingangs des Projektes gestellten Fragen. Dafür haben wir die Erfahrungen, die wir, d.h. alle Clowns und Künstler während des Projektes gemacht haben, zusammengetragen.

„Welche Funktion hat der Clown für sein Kinderpublikum?“

Zur Beantwortung, oder Näherung an diese Frage, konnten wir „nur“ subjektive Antworten sammeln. Im Folgenden ein Auszug:
- Der Clown muss für die Kinder die Welt anhalten können.
- Den Kinder sollte sinngemäß eine bunte Blumenwiese eröffnet werden, dessen Farben sie selbst aussuchen.
- Der Clown muss Freude verbreiten.
- Die Kinder sollen lachen, lachen, lachen.
- Das Publikum wird aus dem Alltag herausgehoben in eine heile Wirklichkeit.
- Die Clownin zeigt, dass, egal ob man groß oder klein ist, egal ob erwachsen oder kindlich, es immer lohnt und richtig ist zu spielen.
- Im Spiel werden neue Perspektiven ermöglicht. Der Clown macht das, indem er seine Unvollkommenheit zum Prinzip erhebt. Damit macht er sich unschlagbar.
- Der Clown zeigt auf lustige Weise seinen Kampf mit Regeln, Gesetzen und Normen. Damit zeigt der den Kindern, dass sie damit nicht allein sind.
- Der Clown darf und sollte auch poetische, melancholische Momente haben und teilen können.


„Wie wird ein Clown/Clownin vom Publikum wahrgenommen?“

In unserem Projekt wurde der Clown in all seinen Erscheinungsformen (klassisch mit buntem Kostüm und roter Nase; mit alltäglicher Kleidung, als Pantomime, als Gaukler) immer positiv aufgenommen. Schon beim ersten Betreten der Bühne lächelten die Kinder. Wir befürchteten ja, dass einige Auftritte und Workshops vorurteilsbelastet sind, d.h. dass Kinder vielleicht Angst vor dem Mann/der Frau mit roter Nase haben oder die komische Figur nicht lustig finden – übrigens alles Erfahrungen, die die meisten Akteur:innen in ihrer Laufbahn schon gemacht haben – ABER dem war nicht so. Die Aktionen, das Spiel, die Nummern und Gags wurden von den kleinen Zuschauern mit lachenden Augen, staunenden Mündern und offenen Ohren aufgenommen. In den Workshops zeigte sich zudem, dass die Kinder den Clown überwiegend von der Bühne her kannten. Das überraschte uns ebenso wie die Tatsache, dass es für die Kinder egal war, ob der Clown / die Clownin eine rote Nase hat oder nicht. Vergangene Erfahrungen waren da anders.


„Was wird von ihm/ihr erwartet?“

In erster Linie wird vom Clown/der Clownin erwartet, dass sie lustig ist, stolpert, trottelig ist und letztlich das Publikum zum Lachen bringt. Wir mussten zudem feststellen, dass die Kinder auch oftmals Zirkuskunsstücke erwarteten, mindestens jedoch komische akrobatische Verrenkungen, kurzum: er/sie solle was können, was die Kinder noch nicht können.


„Welche clownesken Spielweisen werden deutschlandweit praktiziert?“

Hierzu können wir nur Querschnittsaussagen zur Region Mitteldeutschland machen. Vom jonglierenden Gaukler, theaterspielenden Schauspieler mit roter Nase, bis hin zum lustigen Improtheater und puppenspielenden Jongleur oder tanzenden Mimen war eine breite Palette, die allesamt ähnliche Ziele mit ihren Workshops und Auftritten verfolgen, dabei. Lediglich den klassischen Zirkusclown hatten wir nicht dabei.
Die Improvisationen „normal gekleideter Schauspieler“ bewegten sich immer im clownesk-komischen Bereich, d.h. die Schauspieler verrenkten ihre Körper, wenn sie bewusst arhythmisch tanzten oder verzogen ihre Gesichter zu Fratzen, wenn sie Monster spielten oder verstellten ihre Stimmen, wenn sie Prinzessinnen, Tiere oder Hexen spielten.
Der Gaukler hingegen, sucht, neben „dem Gesichtsfasching“ die komischen Momente im Zusammenspiel in den interaktiven Begegnungen mit dem jungen Publikum, hingegen die Clown-Spieler, die ihre einstudierten Nummern zeigen, gezielt auf die Pointe, vorwiegend körperlich, hinarbeiten. Jene (es gab auch Mischformen), die mit den Mitteln der Pantomime clownern, waren bestrebt die Fantasie anzuregen und mit ihren Gesten Bilder in den Köpfen der Kinder hervorzuzaubern. Beim Märchenspiel wurden verschiedene Perspektiven aufgetan, zum Beispiel die Perspektive des Frosches im Märchen Der Froschkönig. Darüber hinaus auch Perspektivwechsel auf gängige Sichtweisen. So war es dem Froschkönig keineswegs unangenehm von der Prinzessin an die Wand zu knallen. Oder das Froschdasein war für ihn manchmal angenehmer als das Prinzendasein. Denn als Frosch war er noch frei von Verpflichtungen und Erwartungen.
Den Regenbogen haben übrigens mehrere Riesen gemalt und Schneeflocken sind lebendig und können sich untereinander unterhalten.
Dies und noch viel mehr behauptet und bewirkt clowneskes Spiel, das mit Mimik, Gaukelei, Improvisation und durchinszenierten Nummern in Erscheinung tritt und dabei immer eng mit dem Publikum kooperiert.

Fazit:

Der Austausch und das unmittelbare Erleben, dass mehrere Spielweisen vor jungem Publikum oftmals gleichermaßen funktionieren, war bereichernd und inspirierend. Doch wesentlicher bleibt die Bestätigung, dass Clownsspiel vor und mit Kindern eine unendlich wertvolle Bereicherung für beide Kinder und Künstler sind. In Zukunft werde ich den Austausch weiterhin pflegen und weiterhin Kooperationen mit Künstlern verschiedener Spielweisen und Genre anstreben. Für die Kinder ist es immer wieder, vorausgesetzt sie werden von der Bühne (und anderswo aus) ernst genommen, eine seelische Wohltat von ganzem Herzen über den/die Clownin oder (fast noch besser) animiert vom Clown/Clownin, über sich selbst lachen zu können.

(Larsen Sechert)